Märchen bringen Kulturen zusammen

Die Lesewoche der Grund- und Mittelschule Theres steht unter dem Motto "1001 Nacht".

Zwölf Flüchtlingskinder aus Syrien sind mit von der Partie.

Zwölf Flüchtlingskinder aus Syrien leben und lernen derzeit an der Johann-Peter-Wagner-Schule in Theres. In ihrer Heimat gibt es eine reichhaltige Erzählkultur. Aus diesem Grund steht auch die diesjährige Lesewoche der ersten bis vierten Klassen unter dem Motto "1001 Nacht". Sie soll dazu beitragen, dass sich beide Kulturen über Märchen und Geschichten besser kennenlernen.

Zum Auftakt fand am Montag ein "Promilesen" statt, bei dem unter anderem Politiker sowie Vertreter des Landratsamtes und des Schulamtes Erzählungen vorlasen und mit den Kindern ins Gespräch kamen.

In dieser Woche ermittelt die Schule ihre Klassensieger des Lesewettbewerbs, wobei die Sieger der 1., 3. und 4. Klassen einen Preis von der Verwaltungsgemeinschaft Theres erhalten. Die ersten drei Sieger der zweiten Klassen bekommen im Rahmen des Leselöwenwettbewerbs von der Buchhandlung Glückstein aus Haßfurt einen Buchpreis. "Wir wollen uns in diesen Tagen in allen Unterrichtsfächern mit dem Thema 1001 Nacht beschäftigen", erklärte die Konrektorin Silke Tödter. "Dabei geht es um die Kalligrafie, um Gedichte, Geschichten, die Musik, das Essen, den Islam, aber auch um Muster, Schrift und die Wunderlampe aus dem Märchen Aladin und die Wunderlampe sowie um viele Lesetexte."

"Aus 1001 Nacht"

Ein Schwerpunkt liegt auf Erzählungen und Märchen aus "1001 Nacht" aus dem arabischen Raum, ein anderer auf der deutschen Erzählkultur, zu der auch die Märchen der Gebrüder Grimm gehören. "Wir wollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken, voneinander lernen, Geschichten erzählen, selber lesen und hören, gemeinsam lachen, Spannung aushalten und uns über ein gutes Ende freuen", so Silke Tödter. "Dabei hoffen wir, dass unsere Flüchtlingskinder aus ihren persönlichen Erfahrungen vieles beitragen können, vielleicht sogar die Fachleute sind, die uns erklären, wie das in ihrer Kultur läuft. Damit sind sie nicht mehr die armen Flüchtlingskinder, sondern Lehrer ihrer eigenen Kultur."
Dies gehe über die sprachliche Verständigung hinaus und könne für ein verständnisvolles und respektvolles Miteinander sorgen.

Gedicht auf Arabisch und Deutsch

Aus diesem Anlass gab es in den Außenstandorten der Schule in Gädheim und Dampfach entsprechende Auftaktveranstaltungen und auch in der Turnhalle in Obertheres versammelten sich die Kinder. In einem orientalischen Zelt hatten Bürgermeister Matthias Schneider und der Dolmetscher Dahech Saffouri Platz genommen. Der Syrer Dahech Saffouri lebt seit 52 Jahren in Deutschland, wo er studiert und promoviert hat. Er grüßte alle Kinder mit dem Gruß "Salem aleikum" - "der Friede sei mit Euch" - und trug zusammen mit Matthias Schneider, der die deutsche Version vorlas, Auszüge aus dem Märchen "Ali Baba und die 40 Räuber" auf Arabisch vor.
Gerne beantwortete er auch verschiedene Fragen der Kinder, bevor die syrischen Mädchen Dima und Nuran ein selbstverfasstes Gedicht auf Arabisch und Deutsch vortrugen. Darin berichteten sie über die "Nächte des Todes" in ihrer Heimat, über ihren Wunsch, in der Nähe der Mutter ruhig schlafen zu dürfen, ihre Tränen und den Wunsch, leben zu dürfen. "Ich kenne meine Schuld am Krieg nicht, aber ich weiß, was Bosheit zerstört und ich weiß, was Liebe bewirken kann", sagten sie, teils unter Tränen. "Seit ich in Deutschland bin, finde ich meine Harmonie wieder. Ich kann Freunde treffen, ich darf lernen, mich freuen und nachdenken, was wichtig ist für mein Leben", freuten sie sich.
Nach dem Tanz der Kinder aus den Klassen 1g und 2g und dem Lied "Der traurige Sultan" der Kinder des gebundenen Ganztagszugs der Grundschule bekannte Bürgermeister Matthias Schneider (CSU): "Ich war als Grundschüler ein fauler Leser. Doch nach und nach habe ich gelernt, dass Lesen sehr wichtig ist, bildet, spannend sein kann und Spaß macht. Daher wünsche ich Euch allen eine Neugier auf das Lesen!"
Im Anschluss besuchten Schulrätin Claudia Schmidt, die Leiterin der Ganztagesbetreuung, Jessica Seufert, mit den Gästen die einzelnen Klassen, um ihnen verschiedene Geschichten vorzulesen.


von ULRIKE LANGER

erschienen in "Fränkischer Tag", Ausgabe vom 09.05.2016

www.infranken.de, Direktlink zum Artikel "Märchen bringen Kulturen zusammen"